Verkaufen im Internet

ein undeutliches Foto im Hintergrund mit Taschen aus Cord. Deutlich der Text: Verkaufen im Internet

Online-Marktplätze für Handmade

Aller Anfang ist schwer. Du möchtest deine mit viel Liebe hergestellten Einzelstücke oder personalisierten Besonderheiten online verkaufen? Der derzeit beliebteste Marktplatz ist wohl Etsy. Der amerikanische Konzern bietet Einzelunternehmen einen Online-Marktplatz an, auf dem sie ihren eigenen Shop eröffnen und von dem bereits vorhandenen Traffic profitieren können.

Wenn du nicht so viel lesen möchtest, gibt es eine Zusammenfassung mit allen wichtigen Themen zum Handmade Business, die wichtig sind.

Etsy – Kreative Inspirationen shoppen

Als Besucher des Marktplatzes schlenderst virtuell von Laden zu Laden und bestaunst die Auslagen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Laden in Deutschland, Europa oder irgendwo in der Welt ist. Du kannst überall einkaufen wo du willst. Egal was du sucht, du wirst es mit hoher Wahrscheinlichkeit hier finden.

Interessierst du dich auch für andere Verkaufsmöglichkeiten? KLICK.

Damit sind wir schon ganz konkret bei dem wichtigsten Vorteil von Etsy angekommen: die Bekanntheit. Etsy ist bekannt für handmade Produkte, für Vintage und auch Handarbeitsmaterialien. Man kennt es auch für besondere Geschenke, die man personalisieren kann oder z.B. auch für Themen wie „Alles rund um Hochzeit“.

Deshalb ist der erste Schritt nach der Gewerbeanmeldung häufig auch die Anmeldung bei Etsy. Das ist relativ einfach.

Wenn du noch ganz am Anfang stehst, kannst du dir gerne „Wie starte ich ins Handmade-Business“ durchlesen.

Begrüßung bei Etsy
So werde ich im Etsy-Dashboard begrüßt.

Shop-Eröffnung bei Etsy

Du musst dich verifizieren mit einem amtlichen Ausweis, du brauchst den Gewerbeschein als Datei, die USt.-ID wird abgefragt und die Lucid-Nr. Neben weiteren persönlichen Daten ist auch die Angabe des Bankkontos wichtig. Dieses muss dann auch verifiziert werden, was in der Regel einige Tage dauert. Hierbei wird ein kleiner Cent-Betrag auf dein Konto überwiesen und mit dieser Zahl kannst du dann das Konto bestätigen.

Dann geht es ans Eingemachte. Sehr wichtig ist die Eingabe des Impressums (Abmahngefahr). Das Impressum muss zwingend deinen Klarnamen und die vollständige Adresse enthalten, plus zwei zusätzliche Kontaktwege. Meistens nimmt man da die Telefon-Nr. und die E-Mail-Adresse. In der EU wird auch noch der Link zur Streitschlichtung verlangt.

Neben dem Impressum ist auch die Widerrufsbelehrung von Bedeutung. AGB sind nicht verpflichtend, aber ratsam. Falls du keinen guten Anwalt in der Familie hast, der dir sämtliche Rechtstexte aufsetzt und regelmäßig aktualisiert, empfehle ich dringend, Rechtstexte zu abonnieren.

Das geht recht einfach über verschiedene Online-Anwalt-Kanzleien, die sich auf Internetverkäufe spezialisiert haben. Da es wichtig ist, die Texte immer aktuell zu halten (es ändert sich alle Nas lang etwas), werden die Rechtstexte im Abo verkauft. Das bedeutet natürlich eine monatliche Ausgabe, allerdings bist du damit dann auf der sicheren Seite.

Die Einrichtung der Schnittstelle ist auf der Seite der IT Recht Kanzlei gut erklärt.

Die Rechtstexte werden dann bei Etsy über eine Schnittstelle eingerichtet. Wenn du einmal alles eingestellt hast, hast du im Grunde keine Arbeit mehr damit.

Empfehlen kann ich die IT-Recht-Kanzlei, aber auch Onwalt oder der Händlerbund bieten Rechtstexte speziell für Etsy an.

Verkaufen im Internet – Etsy macht es möglich

Jetzt kann endlich der Spaß beginnen. Du stellst deine Produkte ein. Dafür benötigst du möglichst 10 gute Fotos. Ideal ist auch noch ein kurzes Video (max. 15 sek). Die Artikelüberschrift und der Text müssen aussagekräftig und vor allem SEO-relevant sein. SEO heißt Suchmaschinenoptimierung. Das bedeutet, dass du möglichst viele Keywords, also Schlüsselwörter, verwenden solltest, damit Google und Co. deine Artikel finden.

Diese Keywords werden in der Artikeleingabemaske noch zusätzlich gesondert abgefragt. Hier kannst du 13 Keywords eintragen, und das sollte man auch ausnutzen. Ratsam ist es sogenannte Longtail Keywords zu verwenden. Das bedeutet, nicht nur „Handtasche“ schreiben, sondern „Handgefertigte Handtasche“ oder „Handtasche für Damen“ oder „Handtasche aus Breitcord“. Je genauer die Keywords, umso besser wird dein Artikel gefunden. Dabei muss man sich in die Position der Kundin versetzen: Welche Suchbegriffe gibt die potentielle Kundin in die Suchleiste ein?

Der Bereich SEO ist ein riesiges Gebiet, über das es ganze Bücher gibt. Daher kann ich mich hier nur kurz halten. Im Internet kannst du aber viele Tipps und Tricks dazu finden.

Formular ausfüllen

Was für deine Artikelerfassung noch wichtig ist, sind die wesentlichen Merkmale bzw. die Warenkorbzusammenfassung. Das ist auch wieder so ein EU-Ding, das gerne abgemahnt wird. Die wesentlichen Merkmale bezeichnen den Text, der im Warenkorb angezeigt wird. Hier bist du verpflichtet, möglichst genau den Artikel zu beschreiben, damit die Käuferin genau weiß, was sie kauft.

Um bei meinem Beispiel mit der Handtasche zu bleiben – die wesentlichen Merkmale würden hier lauten:

Warenkorb Zusammenfassung bei Etsy
Es ist nicht immer einfach, mit den 200 Zeichen auszukommen. Hier hat es geklappt.

Je mehr der Felder in der Artikelmaske du ausfüllst, um so besser für deine Reichweite. Der Algorithmus mag es, wenn du so viel wie möglich an Input lieferst.

Preise – nicht zu hoch und nicht zu niedrig

Zum Schluss gibst du noch Preis, Variationen, Stückzahl usw. ein. Dann kann dein Artikel online gehen. Jede Artikeleinstellung kostet bei Etsy 20 US-Cent (0,20$ = 0,18€). Diese Einstellgebühr wird auch nach jedem Verkauf fällig, falls du mehrere Artikel im Bestand hast UND nach vier Monaten. Ein Artikel läuft nach vier Monaten aus. Du kannst ihn automatisch verlängern lassen oder machst dies händisch.

Ein Beispiel für die Etsy-Gebühren
Damit man mal sieht, wie die Gebühren sich zusammensetzen. Es läppert sich.

Deine Artikelpreise solltest du genau kalkulieren. Zum Material und deiner Arbeitszeit zählst du noch anteilig alle laufenden Kosten hinzu, die deinen Betrieb und die Herstellung des Artikels betreffen. Das können Lizenzen sein, Stromkosten, Maschinennutzung, Werbung, Versicherung usw, aber auch die Etsy-Gebühren. Diese machen einen nicht unbedeutenden Anteil aus.

Das sind die Transaktionsgebühren von 6,5% auf den Artikelpreis UND auf die Versandkosten, Etsy Payment (Gebühren für den Bezahlvorgang) von 4% + 0,30€ und gegebenenfalls noch Offsite-Ads-Gebühren von derzeit 15%.

Offsite-Ads sind Werbemaßnahmen z.B. über Google. Diese kann man allerdings abschalten (lassen), wenn man sie nicht möchte. Darüber hinaus hast du die Möglichkeit selber Etsy-Ads zu schalten. Das sind Werbeanzeigen auf Etsy. Dein beworbener Artikel erscheint dann auf der ersten Seite der Suchergebnisse.

Etsy Ads schalte ich nicht, aber hier liefen sie ein paar Tage aus Versehen. Ärgerlich.

Puh, wirst du denken, das ist ne Menge an Gebühren. Ist es auch. Aber dafür bekommst du von Etsy eine enorme Reichweite und du hast rein gar nichts mit den Zahlungsangelegenheiten zu tun. Das wickelt Etsy alles für dich ab.

Was noch wichtig zu wissen ist

  • Je mehr Artikel, umso höher die Sichtbarkeit. Die Chance ist auf jeden Fall größer, dass Kundinnen dich finden, wenn du viele Artikel anbietest.
  • Je besser die Fotos, umso mehr Klicks.
  • Die Artikelbeschreibungen sollten nicht identisch sein, da Google das nicht mag. Also immer ein paar kleine Abwandlungen einbauen, auch bei gleichen Artikeln, die sich beispielsweise nur in der Farbe unterscheiden.
  • Baue die Kleinunternehmerklausel in deinen Shop ein. Es wird empfohlen, den Text sogar in die Artikelbeschreibung zu setzen. „Als Kleinunternehmer im Sinne von § 19 Abs. 1 UStG wird keine Umsatzsteuer berechnet.“
  • Suche nach Keywords, indem du die Etsy-Suche verwendest. Die Vorschläge, die dir dort angeboten werden, sind gute Keywords.
  • Kalkuliere unbedingt die Gebühren in deine Artikel mit ein. Du willst ja schließlich Gewinn machen.
  • Arbeite jeden Tag ein wenig an deinem Etsy-Shop. Der Algorithmus liebt Aktivität.

Vor- und Nachteile von Etsy kurz zusammengefasst

Etsy bietet dir direkt eine riesige Reichweite. Die Käuferinnen sind bereits auf der Plattform, sie müssen dich nur finden. Etsy ist relativ bekannt und macht viel Werbung. Das erleichtert dir am Anfang auf jeden Fall den Einstieg in dein Business.

Du wirst, wenn du deinen Shop gut pflegst, relativ schnell die ersten Verkäufe haben. Natürlich kommt das auch auf deine Produkte an – da gibt es keine Faustregel. Wichtig ist trotzdem, dass du selbst die Werbetrommel rührst. Das geht am einfachsten über alle Social Media Kanäle wie Instagram, TikTok, auch Pinterest und YouTube. Pinterest kannst du sogar über eine Schnittstelle mit Etsy verbinden.

Ein großer Vorteil ist ebenfalls, dass man sich nicht mit Webdesign etc. auskennen muss. Das erledigt Etsy alles für dich. Dein Shop ist im Grunde fertig, du musst nur die Artikel einpflegen. Die einzige „Verschönerung“, die du vornehmen kannst, ist ein eigenes Shop-Banner und dein Logo. Alles in allem kinderleicht zu bedienen.

Gut ist auf jeden Fall, dass du dich um die Zahlungen der Kunden nicht kümmern musst. Das regelt Etsy für dich, selbst wenn es da mal Probleme gibt.

Nachteile bei Etsy

Aber Etsy hat auch seine Schattenseiten. Das eine sind die bereits angesprochenen Gebühren, vor allem die Einstellgebühren. Das andere ist die neuere Entwicklung des Marktplatzes. In letzter Zeit hat man den Eindruck, Etsy „verkommt“ zu einem asiatischen Billigmarktplatz. Handmade sucht man teilweise vergeblich, weil immer mehr industriell hergestellte Artikel auftauchen. Und vieles ist dabei von echten Handwerkerinnen geklaut oder nachgemacht. Das ist eine absolut traurige Entwicklung und entspricht nicht mehr dem eigentlichen Sinn von Etsy.

Was vielen Verkäufern Probleme macht, ist die Willkür die bei dem Marktplatz vorherrscht. Shopschließungen sind derzeit an der Tagesordnung, Artikel werden ohne Begründung gelöscht. Der Support ist nicht besonders hilfreich. Ich möchte da nicht zu weit ausholen, denn zum Starten ist Etsy immer noch eine Empfehlung.

Wenn du magst schau mal hier vorbei: Gedanken. Dort hatte ich vor einer Weile ein paar Dinge zu Etsy geschrieben.

Auf einem Bein steht man schlecht

Aber es gibt auch ein deutsches „Etsy“, nämlich kasuwa.de. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim großen amerikanischen Bruder: verkauft werden Handmade, Vintage und Material von kleinen Handmade-Labels und Einzelunternehmern. Jeder hat dort seinen eigenen Shop und füllt diesen mit seinen Artikeln. Auch hier ist das kinderleicht und selbsterklärend. Verkauft wird allerdings nicht weltweit, sondern nur in Deutschland, Österreich und in die Schweiz.

Das Logo von Kasuwa

Die Vorteile liegen auf der Hand: eine deutsche Plattform mit sehr gutem Support, der schnell ist und immer hilfsbereit, es wird sauber nach deutschem/europäischem Recht gearbeitet, Dateiimporte sind möglich und Schnittstellen zu Facebook Meta, Pinterest und IT Recht sind vorhanden. Außerdem wird die Plattform immer weiter optimiert und ausgebaut.

Die Shoperöffnung läuft ähnlich wie bei Etsy. Sämtliche Daten, USt-ID, Lucid-Nr. usw. werden abgefragt. Allerdings wird der Shop nicht automatisch eröffnet, sondern wird vorher noch geprüft. Erst wenn alle Pflichtangaben (auch die Rechtstexte) ausgefüllt sind, wird der Shop freigeschaltet.

Was toll bei den Kasuwa-Artikelbeschreibungen ist, dass man direkte Verlinkungen zu anderen Artikel aus dem eigenen Kasuwa-Shop machen kann, wie z.B. „passend dazu“. Man bekommt dann kleine Thumpnails mit den passenden Artikel angezeigt.

Ein Beispielbild einer Verlinkung im Kasuwashop
Das ist bei Kasuwa so viel besser als bei Etsy.

Kasuwa ist übersichtlich aufgebaut und kann auch das meisten von dem, was Etsy kann. Videos sind z.B. nicht möglich. Besonders wichtig ist die klare Gebührenstruktur. Es gibt KEINE Einstellgebühren. Du kannst also kostenlos so viele Artikel so lange wie du willst dort präsentieren. Dadurch entstehen keine Kosten. Erst wenn ein Artikel verkauft wird, werden Gebühren berechnet auf den Warenverkaufswert, nicht auf die Versandkosten. Das sind 8% vom Warenwert.

Diese Gebühr wird nicht sofort fällig, sondern erst wenn du Waren im Wert von mindestens 100 Euro verkauft hast. Zuzüglich zu den 8% an Gebühren, kommen allerdings evtl. noch die Kosten für den Bezahlvorgang wie z.B. PayPal-Gebühren.

Wenn du möchtest, kannst du als Zahlungsarten neben PayPal und Banküberweisung noch den Zahlungsdienst Mollie implementieren. Darüber funktionieren dann Zahlung per Kreditkarte und auch Klarna.

Ebenso ist es möglich, Offsite-Ads zu aktivieren. Auch hier fallen dafür bei einem Verkauf über die Ads zusätzliche Gebühren in Höhe von 15% an.

Es ist noch Luft nach oben

Die Nachteile von Kasuwa sind allerdings nicht außer Acht zu lassen. Leider ist die Reichweite nicht so groß wie erhofft, jedoch arbeiten die Betreiber beständig daran, diese zu verbessern, z.B. mit den Offsite-Adds und viel Werbung auf Social Media.

Und leider ist die ganze Website etwas langsam, was mir persönlich beim Einstellen neuer Artikel jedes Mal auffällt. Es dauert halt relativ lange, Bilder hochzuladen oder Änderungen an einer Beschreibung vorzunehmen. Das ist schon sehr schade.

Für einige ist es ein Nachteil, dass die Verkäuferinnen sich selbst um die Zahlungsmodalitäten kümmern müssen. Ich persönlich finde das nicht schlimm. Bisher habe ich noch keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Versendet wird grundsätzlich erst, wenn das Geld bei mir angekommen ist.

Direkt auf der Startseite meines Kasuwa-Shops wird die Kleinunternehmerregelung angezeigt und die Zahlungsmöglichkeiten, die ich anbieten. Das ist bei jedem Shopbetreiber anders.

Fazit

Trotzdem ist es hochinteressant, diese deutsche Verkaufsplattform zu unterstützen und wachsen zu sehen. Hier findet man keine Billigware aus Fernost, Print on Demand oder Shops, die anderes als Handmade, Vintage oder Materialien verkaufen. Darauf achten die Betreiber sehr genau, ebenso wie die Rechtssicherheit höchste Priorität hat. Die Verkäuferinnen werden ernst genommen und unterstützt. Anregungen sind immer herzlich willkommen. Zu guter Letzt gibt es sogar eine Facebook-Gruppe, in der sich nicht nur gegenseitig geholfen wird, sondern in der auch der Support zugegen ist und bei Fragen und Problemen schnell reagiert.

Übrigens kann man bei Kasuwa durchaus Digitale Produkte verkaufen/erwerben, wie z.B. Schnittmuster oder Stickdateien usw.

Last but not least ist es interessant, einen eigenen Webshop zu eröffnen. Hier kannst du schalten und walten wie du es möchtest. Zwar gibt es einige Dinge zu beachten, aber im Prinzip hast du mehr Freiheiten als auf einer Verkaufsplattform. Webshop ist nicht gleich Webshop – da gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Wichtig ist, dass die Kundinnen deinen Shop finden im World Wide Web. Mehr dazu erfährst du hier.

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