Gesso

Als ich anfing, mich mit Art Journals zu beschäftigen, las ich in Beschreibungen oder sah in Videos häufig, dass Gesso verwendet wird. Ich hielt das für ziemlich unnötig ein weißes Blatt Papier mit weißer Farbe zu versehen.

Inzwischen sehe ich das anders! Aber was genau ist eigentlich Gesso? Und wozu kannst du es verwenden?

Was ist Gesso?

Das ursprüngliche Gesso besteht aus einer Mischung von Kreide, Pigmenten und Tierleim. Das wird heute nicht mehr so gemacht, sondern für die moderne Acrylmalerei werden auch moderne Inhaltsstoffe verwendet. Die häufigste Farbgebung ist weiß, aber es gibt auch transparentes, schwarzes oder sogar goldfarbenes Gesso. Du kannst das Gesso aber auch sehr leicht mit Farbpigmenten vermischen und so deine eigene Farbe kreieren.

Durch den Anteil an Acrylbindung in modernem Gesso wird es zu einer Grundierung für alle möglichen Maluntergründe. Besonders Leinwände werden immer mit einer Grundierung versehen. Das ist besonders bei der Ölmalerei wichtig, damit die Farben beim Trocknen nicht reißen.

Es gibt Gesso in unterschiedlichen Konsistenzen und auch unterschiedliche Körnungen, falls man seinen Untergrund mit einer Struktur versehen möchte. Du kannst allerdings das Gesso auch einfach mit Wasser verdünnen und für die Struktur z.B. etwas Sand einrühren und brauchst nicht zig verschiedene Tigel für unterschiedliche Anwendungen. Und wie bereits erwähnt, kannst du auch Farbpigmente einrühren.

Gesso kann man ganz leicht mit einer alten Plastikkarte auftragen.

Wozu verwende ich Gesso?

Ich verwende Gesso als Grundierung für Arbeiten im Art Journal oder auf einem beliebigen Untergrund, der nicht bereits vorbehandelt ist. Der Vorteil davon ist, dass ich das Papier gleichmäßig weiß einfärben kann und das Papier schütze. Denn nicht jedes Papier ist für das Malen mit nassen Medien geeignet.

Durch diese Vorbehandlung kann ich aber auch ein kostengünstiges Notizbuch als Malgrund verwenden, auch wenn das Papier darin von geringerer Qualität ist. Die Grundierung hilft mir, die Seite, die ich gestalten möchte, zu stabilisieren und zu versiegeln. Darauf kann ich nun mit Acrylfarben, Gouache oder Aquarellfarben malen, ohne dass das Papier Schaden nimmt.

Mit der transparenten Varianten kannst du einen Untergrund schützen, bevor du ihn weiter bearbeitest. So bleiben die Farben erhalten, du hast aber dennoch einen matten und aufnahmefähigen Untergrund für die neue Malschicht.

Auftragen kannst du dein Gesso mit einem breiten Pinsel, mit einem Spachtel oder einer ausrangierten Plastikkarte. Das kommt sehr darauf an wie sorgfältig dein Untergrund sein soll. Möchtest du etwas Struktur haben oder eine ganz glatte Fläche, soll das Gesso deckend aufgetragen werden oder nur eine dünne Schicht, die den Untergrund noch durchscheinen lässt.

Aus Alt mach Neu

Am liebsten nutze ich alte Bücher, die niemand mehr lesen möchte, für mein Art Journaling. Daraus ergeben sich wunderbare Möglichkeiten. Was ganz toll funktioniert sind alte Pappkinderbücher. Ich habe z.B. ein Kinderbuch aus einer Trödelkiste vor dem Altpapiercontainer gerettet. Dieses Buch hat nur wenige dicke und stabile Seiten, aber hat etwa A4-Größe und ist eine ideale Basis für ein Art Journal.

Dieses Buch habe ich erst einmal mit weißem Gesso dünn grundiert, denn auf der glänzenden und sehr glatten Oberfläche lässt es sich nicht gut malen und kleben. Die Vorbehandlung macht den Malgrund matt und alle Farben haften sehr gut. Außerdem möchte ich die vorhandene Bedruckung überdecken.

Alten Büchern neues Leben einhauchen

Hast du Probleme damit, Seiten aus Büchern zu reißen, Bilder auszuschneiden oder gar ein ganzes Buch zu bemalen? Kann ich sehr gut verstehen, aber mittlerweile habe ich ein anderes Verhältnis zu alten Büchern entwickelt. Viele Bücher stehen ungenutzt in Regalen und verstauben, viele sind inhaltlich veraltet und nicht mehr interessant. Manche sind einfach ungeliebt und landen im Altpapier oder werden auf Flohmärkten verramscht. Sehr häufig werden alte Bücher aber auch verschenkt.

Ein altes Kinderbuch wird zum Kunstprojekt.
mit Gesso bestrichene Kinderbuchseiten

Wie wäre es, wenn du einem alten Buch mit deiner Kunst neues Leben einhauchst? Ich finde diese Vorstellung so aufregend. Dabei kann das Buch selber vielleicht auch etwas beschädigt sein – das macht nichts! Du veränderst es und es wird ein ganz neues und einzigartiges Buch. Ein Kunstwerk, das du mit deinen Händen erschaffen hast, das du mit stolz durchblätterst und anderen zeigen kannst. Das Buch lebt wieder und wird geliebt und angeschaut. Ein zweites Leben für ein altes Buch.

Welche Farbe wirkt wie auf Gesso?

Um mal einen beispielhaften Vergleich aufzustellen, habe ich ein Stück normaler Kartonpappe mit Gesso grundiert.

Verschiedene Farben im Test auf Gesso

Der Unterschied ist natürlich, dass die Farben auf dem hellen Untergrund deutlich leuchtender erscheinen. Durch die leicht rauhe Oberfläche des getrockneten Gessos ist der Farbauftrag bei Stiften kräftiger. Was auch auffällt ist, dass die Farbe auf der rohen Pappe sofort versickert und trocknet.

Ob Gesso für dich ein brauchbarer Maluntergrund ist, musst du natürlich selbst herausfinden – einen Versuch ist es allemal wert. Es gibt im Handel auch kleine Gesso-Tuben zu kaufen; und vielleicht wagst du dich ja mal an ein altes Buch heran und verleihst ihm ein zweites Leben. 🙂

Was aus dem alten Kinderbuch wurde, zeige ich dir demnächst hier.

Kaffeepapier selber machen

Für viele Bastelarbeiten möchte man gerne ein Papier verwenden, dass einen Vintage-Look aufweist. Das funktioniert wunderbar mit Kaffeepapier. Um dieses selber herzustellen, brauchst du nur zwei Dinge: Papier und, wie sollte es anders sein, Kaffee! Schon kannst du dein Kaffeepapier selber machen.

Für viele Arbeiten im Mixed Media Bereich und für das Journaling wird gerne altes Papier verwendet. Man macht sich dabei das Vergilbte zu Nutze, um den beliebten Vintage-Effekt zu bekommen. Doch leider sind die gewünschten Papiere häufig allzu neu und strahlend weiß. Da hilft nur selber färben. Zum Glück geht das sehr einfach und du hast schnell den Bogen raus wie du dein Kaffeepapier selber machen kannst.

Verschiedene Varianten von Kaffeepapier selber machen

Auch wenn ich das gealterte Papier immer Kaffeepapier nenne, muss es nicht zwingend Kaffee zum färben sein. Schwarzer Tee eignet sich ebenso wie auch Walnusstinte. Dabei hat jede Art des Färbens ihre Eigenheiten. Walnusstinte erzeugt einen kräftigeren Braunton, wogegen Tee nicht ganz so stark färbt. Dabei spielt sicher auch die Sorte des Tees eine Rolle. Da ich aber kein Teetrinker bin, habe ich bisher noch keine Erfahrung mit dem Färben mit Tee.

Was brauche ich?

Einfache Antwort: Kaffee! Ich verwende am liebsten löslichen Kaffee und braue daraus eine sehr starke Mischung, damit die Färbung schnell geht.

Desweiteren brauchst du noch ein flaches Gefäß wie z.B. eine Auflaufform, in das du dein Papier legen kannst. Ein möglichst großer Pinsel ist auch emfehlenswert. Stelle dir auch ein oder zwei Tassen bereit und etwas Salz. Wenn du hast, nimm ein grobkörniges Salz.

Papier! Du kannst einfaches Kopierpapier verwenden. Schön sind auch Buchseiten, Landkarten aus einem Reiseprospekt oder Reste von Motivpapieren. Nimm das, was du im Haus hast! Auch mit Butterbrotpapier lassen sich tolle Effekte erzielen.

Das waren im Prinzip schon die Zutaten.

Kaffeepapier selber machen: los geht’s!

Den Kaffee solltest du abkühlen lassen, bevor es ans Papieraltern geht. Du hast nun zwei Möglichkeiten: lege dein Papier in die flache (Auflauf-) Form und begieße es mit Kaffee (oder Tee). Mit dem Pinsel kannst du, wenn nötig, die Farbe etwas verteilen. Wenn du mit dem Färbungsgrad zufrieden bist, nimm das Blatt aus der Flüssigkeit, lasse es abtropfen und lege es möglichst flach zum Trocknen beiseite.

Die andere Variante ist ohne Auflaufform. Ich mache das immer auf der Küchenarbeitsplatte, weil diese leicht wieder zu reinigen ist. Du legst also dein Papier flach auf die Arbeitsplatte und bemalst mit dem Pinsel und dem Kaffee/Tee das Blatt. Sei großzügig mit der Flüssigkeit, damit sich alles schön einfärbt.

Um noch ein paar Spezialeffekte in die Färbung zu bringen, kannst du in den noch feuchten Kaffee Salzkörner einstreuen. Das Salz nimmt die Farbe auf und so entstehen sehr interessante Effekte. Probier es aus!

Buchseiten mit Kaffee gealtert, besprengelt und eingefärbt.

Genauso kannst du mit den Tassen, Kaffeeringe aufs Papier bringen. Dazu stellst du die Tasse einfach auf das nasse Papier und wartest eine Weile. Lass es nicht ganz antrocknen, weil sich die Tasse sonst eventuell nicht mehr vom Papier lösen lässt. Der Tassenboden hinterlässt nach wenigen Minuten einen schönen Kaffeering – in diesem Fall ist das erwünscht. 😉

Mit dem Butterbrotpapier kannst du schöne Knitterpapiere herstellen. Dazu zerknüllst du das Butterbrotpapier ordentlich, faltest es wieder auseinander und färbst es dann ein. In den Knickfalten sammelt sich der Kaffee und färbt diese Stellen sehr kräftig ein.

Bring Farbe ins Spiel!

Zum guten Schluss möchte ich dich noch dazu anregen, wenn du magst etwas Farbe ins Spiel zu bringen. Ich habe gute Erfahrungen mit den Shimmer Powdern von Nuvo gemacht, aber grundsätzlich sind alle Pigmente dafür geeignet. Oder du nimmt wasserlösliche Farben wie Aquarellfarben.

Kaffeepapier kombiniert mit Farbpigmenten

Die Pigmente habe ich in den noch feuchten Kaffee mit aufs Papier gebracht und verlaufen lassen. Ich finde die Effekte ganz bezaubernd und man kann herrlich herumexperimentieren.

Es gibt sicherlich noch viele andere Möglichkeiten wie man tolle Effekte beim gealterten Papier erzielen kann. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen geben und wünsche dir sehr viel Spaß beim Experimentieren.

Im Mixed Media Bereich findest du noch ein paar Anregungen, was du mit deinem selbst gemachtem Kaffeepapier gestalten kannst.

Fertiges Collagenpapier findest du hier.

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